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Dienstag, 31. Januar 2017

FLEX - Vinyl - Decal - Transferfolie - Transferpapier - Thermotransferfolie - ...

In Foren und Facebook-Gruppen entwickelt sich gerade ein Trend, Dinge verallgemeinernd zu benennen und damit Missverständnissen Tür und Tor zu öffnen.

Folien, die geplottet und dann auf Textilien aufgebügelt werden, werden generell als FLEX bezeichnet, wobei dies nur eine Produktreihe von diesen Folien ist.

Folien, die geklebt werden, werden standardmäßig als Vinyl bezeichnet, wobei auch die oben genannten Folien für Textilien durchaus aus Vinyl bestehen.

Ich versuche hier mal ein wenig Ordnung in das Wirrwarr zu bringen.

HTV-Druck (Druck auf Textil)

Ursprünglich kamen bei der Bedruckung von Textilien mit Schrift in erster Linie reine Vinylfolien (mit Schmelzkleber) zum Einsatz. Diese gaben dem Verfahren auch den Namen HTV (Heat-Transfer-Vinyl)-Druck. Durch die Starre des Materials lösten sich die Drucke beim Waschen schnell vom Textil ab oder bekamen Risse.
Um den Folien mehr Elastizität zu geben und eine bessere Haftung auf dehnbaren Textilien zu verleihen, wurden Weichmacher eingesetzt. Diese machen das Vinyl dehnbarer. Nachteil ist, dass diese Weichmacher stark riechen, die Folie nach und nach ausbleichen und auch beim Tragen der Kleidung auf der Haut ausdünsten, was zu Allergien führen kann. Auch ein erhöhtes Krebsrisiko ist nicht ausgeschlossen.
Nach und nach verschwanden die reinen Vinyl-Folien aus dem Textildruck und wurden ersetzt durch vinylbasierte Folien mit einer Polyurethanschicht oder anderen Verbindungen, die einer sehr viel dünneren und damit dehnbareren Folienschicht aus Fasersträngen die nötige Griffigkeit und Stabilität verleihen.
Die neuere Generation der Textil-Plotfolien verzichtet ganz auf Vinyl und besteht Großteils aus Polyurethan. Dieser ist hochelastisch und lässt sich auch auf stark dehnbaren Stoffen problemlos applizieren. Diese Folien werden gemeinhin als Flexfolien bezeichnet, wobei jedoch nicht alle Flexfolien auch tatsächlich Vinylfrei sind. Der Begriff des HTV-Drucks hat sich aber dennoch gehalten, da er letztlich mehr das Verfahren, als das Material beschreibt.
Wichtigste Hersteller sind hier sicherlich Siser, Stahl, SEF, Forever, Glitter, Thermoflex, Chemica
Viele Händler nutzen Folien dieser Hersteller für Ihre Eigenmarken. Erkennbar ist dies oft an den online einsehbaren Zertifikaten (z.B. Oekotex) oder Datenblättern, wo dann der Herstellername aufgeführt ist.
Müssen bereits gepresste Drucke wieder entfernt werden, hilft Hitze und ggf. Dampf von der Rückseite. Die Folie lässt sich dann von Vorne mit einer Pinzette oder Zange vom Textil abziehen.

Eine Sonderstellung nehmen die Folien Forever Flex-Soft No-Cut und diverse Heißprägefolien ein. Hier wird nichtgeplottet sondernes wird zunächst ein Blinddruck (in der Regel ein Laserdruck) auf dasObjekt oder ein Zwischenmaterial gepresst. Anschließend haftet das Flex-Soft No-Cut oder die Heißprägefolie an den Stellen, die mit Toner bedeckt waren. Dies erinnert ein wenig an das Verfahren beim Offset- oder Tampondruck, wo nur die vertieften Teile einer Druckplatte die Druckfarbe aufnehmen.

Klebefolien / Decals
Die Klebefolien oder Decals sind meist reine Vinylfolien mit mehr oder weniger Weichmachern und unterschiedlichen Klebebeschichtungen. Je nach Anwendungszweck gibt es daher stark klebend, schwach klebend, hitzeaktiviert klebend, druckaktiviert klebend, statisch haftend oder wieder ablösbar. Ebenso gibt es starre Folien, weiche Folien, Folien für den Inneneinsatz, Folien für den Außeneinsatz, Lichtechte Folien,transparente Folien, Translucente Folien, verspiegelte Folien, Sterneffektfolien, gegossene Folien, gezogene Folien, Strukturfolien, glimmerfolien und Glitzerfolien.
Wichtigste Hersteller sind hier Oracal, Tape Technologies und 3M. Allerdings mischen hier viele, viele Hersteller von Klebstoffen und Plastikprodukten auf dem Markt mit, so dass sich viele Anwender auf Oracal als Standard verlassen.
Bei Oracal Folien ist 651 die meist genutzte Folienmarke. Haltbarkeit im Außenbereich 5-8 Jahre, lösemittelbasierter Kleber, 60 Hochglanzfarben, dazu Matt in Schwarz und Weiß, sowie Transparent als Schutzlaminat. Oracal 651 eignet sich auch im Innenbereich für handgespülte Objekte wie Tassen oder Schneidbretter.
Die Oracal 631 ist die Indoor Variante der 651 in matt. Der Kleber lässt sich 2 Jahre lang ohne Beschädigung auch von Wänden ablösen, so dass diese Folie auch bei Wandtattoos zum Einsatz kommt, wie auch bei Bilderrahmen und anderen Dekoobjekten. Die 632 gibt es in 94 verschiedenen Farben.
Oracal 6510 (6 Farben) ist die Fluoreszierende Variante der 651. Anwendung und Gebrauch sind identisch, nur dass diese Folie auf beiden Seiten unterschiedlich gefärbt ist. Eine Anwendung auf Glas ist damit z.B. nicht Seitengleich.
Die Folien Oracal 751 und Oracal 951 sind gegossene Folien. Während die bisherigen gewalzt und damit gezerrt sind, wird hier Schicht für Schicht aufgetragen und getrocknet. Das macht die Folien noch haltbarer und widerstandsfähiger gegen mechanische Beschädigung und Ausbleichen; selbst in direktem Sonnenlicht. Die Haltbarkeit im Außenbereich wird so um mehrere Jahre verlängert und die Folien sind flexibler was die Beklebung stark und mehrfach gewölbter Objekte angeht. Die Schnittbearbeitung und das Entgittern sind jedoch schwieriger.
Tape Technologies StyleTech Ultra 2000 ist eine Glitterfolie, deren Eigenschaften mit der 651 von Oracal vergleichbar sind. Die Folie ist in 21 Metalliceffekt Farben erhältlich. Wie die 6510 ist sie nicht durchgefärbt, hat also eine Trägerfolie, die farblich von der Vorderseite abweicht.

Flockfolien sind eigentlich keine richtigen Folien. Hier handelt es sich eher um eine große Menge von (meist Viskose-) Fasern, die aufrecht in eine Kleberschicht gesteckt wurden. Nach dem Druck entsteht so ein samtig weiches Ergebnis. Bei der industrieellen Bedruckung von Textilien mit Flock werden diese Fasern direkt auf das Textil geschossen und verklebt. Hierdurch entfällt der Schritt des Plottens. Die meisten Flock-Materialien werden gespiegelt geschnitten und das Trägermaterial dann nach dem Pressen lauwarm abgezogen. Ist der Kleber noch zu heiß, entstehen Klebstofffäden, die mit einem Spezialreiniger aus dem Textil entfernt werden müssen. Wenn ein Pressvorgang misslingt, muss der Flock mit einem Flock-Entferner entfernt werden.
Eine Besonderheit bilden Flockfolien auf Polyesterbasis oder mit Baumwollfasern. Diese Flockfolien werden verwendet um Thermosublimationsdrucke oder Tonertransfers auf Materialien zu bringen, die dafür sonst nicht geeignet wären. So lassen sich etwa auch Dunkle Stoffe bedrucken, da das Flockmaterial als heller Hintergrund für das Druckmotiv dient.


Transferfolien oder Transferpapiere werden zur Übertragung geschnittener Folien auf das Objekt genutzt. Diese besitzen eine Kleberschicht (permanent) die schwächer sein Muss, als die Haftung der Folie auf dem Trägermaterial. Bei der Übertragung wird die Transferfolie nun auf das geschnittene Motiv aufgelegt, angerieben und dieses damit vom Träger gelöst. Anschließend wird das Ganze auf dem Objekt positioniert, erneut festgerieben und die Transferfolie vom Druck abgezogen.

Eventuelle Lufteinschlüsse werden nun aus dem Material herausgestrichen und die Kanten gründlich angedrückt.

Billige Materialien hinterlassen ggf. einen kleinen Klebefilm auf dem Druck, der mit etwas Spiritus und einem weichen (fusselfreien) Lappen entfernt werden kann.
Transferfolien und Transferpapier unterscheiden sich in erster Linie durch den Träger. Je nach Anwendung ist die (etwas teurere) Folie jedoch vorzuziehen, da hier eine bessere Kontrolle der Position möglich und das Material etwas fester und starrer ist als ein Papierträger. Letztlich entscheidet aber auch hier die eigene Vorliebe.

Thermotransferpapiere sind nicht mit den zuvor beschriebenen Transferfolien zu verwechseln. Hier handelt es sich um ein Material mit Spezialbeschichtung. Je nach Anwendung gibt es Varianten für den Laserdruck oder den Tintenstrahler, mit transparenter oder opakweißer Beschichtung.
Der Druck erfolgt hier spiegelverkehrt auf die glattere Seite des Materials. Beim Pressen unter Hitzeeinwirkung löst sich die Beschichtung vom Trägerpapier, umschließt den Druck und klebt ihn auf das Objekt. Da der Druck nur auf der Oberfläche klebt, ist er nicht sehr widerstandsfähig und übersteht keine hohen Temperaturen. Auch handelt es sich um einen wenig flexiblen Druck, so dass auf Textilien schnell Risse im Motiv entstehen können. Wir alle kennen die Folgen, wenn (eher günstige) Motivdrucke aus der Kindheit im Trockner gelandet sind.
Für den Druck auf Keramik oder andere Materialien gibt es dieses Material mit einer Slide-off Beschichtung. So wie bei Kinder-Tattoos für den Arm, werden diese in Wasser gelegt. Die Beschichtung auf einer Folie löst sich dabei vom Träger und kann auf das Objekt geschoben werden. Nachdem die Flüssigkeit herausgestrichen wurde und ales gründlich getrocknet ist (meist wird im Backofen nachgeholfen), ist der Druck relativ haltbar. Einen Besuch in der Spülmaschine oder die Begegnung mit scharfkantigen Gegenständen überstehen diese Drucke aber meist ebensowenig, wie ein sehr ausgiebiges und langanhaltendes Vollbad im Spülbecken.

Laminierfolie
Vergleichbar mit selbstklebender Buchfolie aus dem Schreibwarengeschäft, ist diese Folie dazu gedacht Oberflächen zu schützen. Es gibt diese Folien in verschiedenen Stärken und Zusammensetzungen, mit hochglanz, matt oder strukturierten Oberflächen, entspiegelt, mit einer UV-Schutzwirkung gegen Ausbleichen, heiß-, kalt-, druckaktiviert klebend, und sogar mit Effekten wie etwa eingearbeiteten Hologrammen, Schriften und Logos. Allen gemein ist, dass der Kleber nach der Applikation völlig transparent ist und die Folie (außer bei den Effektfolien) nicht als solche wahrgenommen wird. Je nach Anwendungsgröße empfiehlt sich die Anschaffung einer Rollen-Laminierpresse, die eine blasenfreie Anwendung ermöglicht. Mit entsprechender Übung geht es aber auch per Hand. Bei kleineren Formaten ist dies relativ einfach.
Die Laminiergeräte und -Folien aus dem Schreibwarenbereich sind letztlich nichts anderes, nur dass hier in der Regel beidseitig beklebt wird und die Folien oft dicker und starrer sind, was für einlaminierte Zeichnungen oder Texte völlig okay ist. Bei großformatigen Postern, etc. würden diese Folien zu sehr auffallen.

Kaschierfolien (oder Aufziehfilm) lassen sich ganz banal mit einem riesigen Teppich-Klebeband vergleichen. Hier ist eine hauchdünne Folie, die beidseitig mit einer Klebeschicht versehen ist. Anwendung vor allem, wenn man Poster und Plakate auf Holz oder Pappe kleben möchte. Zuerst wird das Material wie eine Laminierfolie auf das Plakat aufgebracht, anschließend wird beides zusammen auf den Untergrund geklebt.

Durch die Kombination von Kaschierfolie und Laminierfolie lassen sich z.B. auch sehr individuelle Aufkleber für den Innenbereich herstellen.

Ich weiß  dass dieser Post besonders lang geworden ist und hoffe, dass dennoch einige von Euch bis hierhin gelesen haben. Ich denke aber, dass diese Information über das Material besonders wichtig ist.

Nass verkleben von Klebevinyl

Vor allem bei größeren Folien, aber auch wenn genau positioniert werden muss, bietet sich die Nass-Verklebung an. Hier wird einfach etwas Wasser mit ein wenig Spüli auf das zu beklebende Objekt gesprüht und die geplottete Folie darauf positioniert. Jegliche Flüssigkeit mit einem Rakel oder weichen Tuch zwischen Folie und Glas herausstreichen bzw. -drücken. 
Danach kann die Transferfolie direkt abgezogen werden (vorsichtig, falls doch mal noch Folienteile zu stark haften). 
Beim Abziehen immer darauf achten, dass die Transferfolie möglichst nah am Objekt abgezogen wird, also da wo sich die Folie lösen soll ein möglichst enger Bogen entsteht. Wie ein auf der Seite liegendes "u". So als würdest du das Transferpapier an der Stelle, die sich gerade lösen soll umknicken. Nur dass eben nicht geknickt wird, sondern ein Bogen bleibt.

Danach das Objekt mit der Folie gut trocknen lassen und erst danach ggf. mit einem weichen Tuch (unbedingt Fusselfrei !!!) und ein wenig Fensterreiniger eventuelle Schlieren und Klebstoffreste der Transferfolie entfernen. Wenn das Tuch fusselt, hat man schnell sämtliche Schnittkanten voll und kaum noch eine Chance diese zu entfernen. Hier lohnt sich die Investition in ein gutes Tuch.
Natürlich ist die Nassverklebung nicht für saugende Untergründe wie Papier oder Holz geeignet.

Eines meiner letzten Projekte - Schmuckkästchen für meine große Tochter

Nachdem meine große Tochter nun mit 17 Jahren Gefallen an Schmuck findet und sie von Oma den Familienschmuck bekommen hat, musste natürlich ein Schmuckkästchen her. Nicht fertig aus dem Regal sondern mit der persönlichen Note. Da sie eine absolute Vorliebe für Drachen hat, musste natürlich auch ein entsprechendes Motiv her. Schnell gefunden, nachgezeichnet und geschnitten. Dazu ein Text in der passenden Schriftart - jeder Buchstabenstrich endet mit einem Drachenkopf - und dann kam der Horror: Entgittern.

Glatte 5 Stunden hat es gedauert, bis all die kleinen Drachenköpfe befreit und der große Drache entgittert war. Um das Licht am provisorischen Geheimarbeitsplatz zu verbessern, habe ich mir sogar eine kleine Taschenlampe mit Gummibändern an eine Lesebrille gebunden. Entgittert habe ich "Revers", d.h. ich habe erst die ganze Folie auf das Kästchen übertragen und erst dann die nicht benötigten Teile wieder entfernt. Diese Technik empfiehlt sich insbesondere bei sehr kleinen und detailreichen Schnitten, da hier nicht so schnell kleien Teile verlorengehen oder verrutschen können.
Der Aufwand hat sich gelohnt, die Freude war groß. Meine Verspannungen im Nacken danach aber auch. ;)

Willkommen

Nachdem ich nun fast schon bedrängt wurde, dies zu tun, habe ich nun also mal wieder einen Blog gestartet. Ich werde hier alles sammeln, was ich bei Facebook und in anderen Foren als Hilfestellung zur Arbeit mit dem Schneidplotter anbiete.

Darüberhinaus gebe ich Informationen zu den anderen Druckverfahren weiter, die zur Veredelung von Textilien und Keramik geeignet sind. Dies sind u.A. das Thermosublimationsverfahren und der Toner-Transferdruck. Siebdruck und Tampondruck werden vermutlich bald folgen.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Mitlesen, freue mich über Eure Fragen und Anregungen. ebenso natürlich über jedes Lob und jede konstruktive Kritik.

Je aktiver Ihr euch auf diese Weise an dem Blog beteiligt, umso leichter fällt es mir diesen mit Inhalten für Euch zu füllen.

Danke.

Euer Andreas